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Über uns
psych world will Leben mit allen Sinnen in Angriff nehmen und Wege der Gestaltung und Umgestaltung von Seelenleben und seelischen Problemen darstellen und qualitativ erforschen - als eine umfassende und vielgestaltig bewegte Seelenwelt.
Gerade die Psychologische Morphologie bietet hier ein wissenschaftliches Konzept an, das neue und ungewohnte Wege geht. Diese wurden von Wilhelm SALBER an der Universität zu Köln entwickelt. 30 Jahre lang war er dort Direktor des Psychologischen Instituts II und hat seine Forschungen in weit über 30 Büchern und 135 Abhandlungen dargestellt. In der Tradition der Morphologie GOETHES, wie auch einer konsequenten Weiterentwicklung der Psychoanalyse Sigmund FREUDS in Richtung einer Gestalt- und Ganzheitspsychologie formte sich entgegen der vorherrschenden naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise des Seelischen eine psychologische Schule heraus. Sie verstand sich mehr und mehr als eine entschieden Psychologische Psychologie. Als geisteswissenschaftliche Ahnen spielten dabei vor allem DILTHEY, NIETZSCHE und HEIDEGGER entscheidende Rollen. Weiterführende Einblicke bietet die Website von Wilhelm Salber, das Forschungs- und Ausbildungsinstitut für Morphologische Intensivberatung (FAMI), die Gesellschaft für Psychologische Morphologie e. V. (GPM), sowie das regelmäßig erscheindende Heftchen anders - Zeitschrift für Psychologische Morphologie. (Bitte Anklicken!)
Wer schon einmal mit unserer Psychologie zu tun hatte, wundert sich nicht selten über ihre zunächst befremdend wirkende Kategorienwelt, die mit apersonalen Begrifflichkeiten wie Indem, Paradox, Übergang, Dazwischen, Verrücken, Ergänzen, Metamorphose, Transfiguration und, und, und herumwerkelt. Das bringt ein methodisches Handwerkzeug mit sich, das von Verwandlungskomplexen, Hexagrammen, Versionen etc. ausgeht und schließlich gar mit Märchen arbeitet, um die komplexen Zusammenhänge unserer modernen Welt darzustellen. Auch ein eigenes Therapieverfahren konnte so entwickelt werden. Wie das?
Wenn auch schwer in wenigen Sätzen zu vermitteln, so steckt in der Psychologischen Morphologie, als eigenständiger Wissenschaft, vor allem ein konsequentes Anders-Sehen. Ein Anders-Sehen mit System, das nach dem psycho-logischen Zusammenhang fragt und unsere Lebenswirklichkeit als eine spannungsvolle Wirkungs-Einheit (Figuration) zu erfassen und zu beschreiben sucht, die sich in Gestalten zu schließen und zugleich in Verwandlungen weiter zu drehen sehnt. Als ein ständiger Fluss, eine Entwicklung in sich, und damit als unaufhebbar paradoxer Ursprung unserer Lebens- und Alltagsdramatik. Nur so kann Psychologie der Lebendigkeit und Erlebensvielfalt der (Wirk-)Welt, in der wir leben und mit der wir irgendwie fertig werden müssen, gerecht werden. Denn Werden, wer man ist, heißt Anders-Werden. Konkret angepackt wird entlang der jeweiligen Fragestellung durch
zweistündige Tiefeninterviews mit Einzelpersonen und/oder Gruppen der psychologische Wirkungsraum eröffnet, sein bewusstes wie unbewusstes (Dreh-)Gefüge exploriert und in mannigfachen Austauschprozessen vertieft. Im Mitbewegen, Durchmachen, Zuspitzen und Umbrechen entfaltet sich, was geht und was nicht. Mit gängigeren Begrifflichkeiten wie Vernunft, Gefühlen, Subjekt, Wille etc. hat sie es nicht so. Beschreibungsfern sagen diese wenig über die Dramatik und Schicksalshaftigkeit seelischer Prozesse und Existenzkämpfe aus, dämpfen diese ab und führen allzu leicht in Gemeinplätze und Klischees, die sich mehr und mehr im Kreis drehen und das Ganze zerstückeln. Morphologen sind Querdenker.
Damit wird die Psychologische Morphologie aber auch zu einer Wissenschaft, die aus Liebe zum Leben, zu ihrer Sache, nicht blind den Selbstverständlichkeiten, Moden und Korrektheiten der Zeit folgt, die allerorts etwa nach stetem Wachstum, Geld, Macht, Recht und Anerkennung gieren. Sondern diese von Grund auf hinterfragt, anzweifelt, zerlegt. Sie macht in ihren Beschreibungen vor den ungeliebten, verpönten, ja brutalen Zusammenhängen nicht Halt. Dadurch kann sie auch Kunstwerken und den Träumen der Nacht folgen, die Leben zuspitzen, indem sie Grund-Verhältnisse der Wirklichkeit und ihre immanenten Strukturen und Gesetzmäßigkeiten explizit und bildhaft herausrücken – statt diese ungeheuerliche Eigenwelt des Seelischen (Psychästhetik) als irrational oder allzu verrückt zu branntmarken. Damit werden Kunst und Traum zu besonderen Lehrmeistern in Sachen Psychologie. Es erstaunt dann auch nicht, dass Märchen die ersten universalen Kunstwerke der Menschheit sind, die vom L(i)eben und Leiden des Menschen erzählen. Ohne sie und ihr bild-logisches Verrücken wäre das Leben einfältiger, seelenloser, eine im Sinn M. WEBERS komplett durchrationalisierte, „entzauberte Welt“.
Doch wir leben in einer <Auskuppelkultur>, in der wir über Generationen hinweg gelernt haben, gerade hier nicht mehr so genau hinzuschauen. Im Zuge dessen haben wir die Geschichtlichkeit unseres Seins mitsamt ihren insgeheimen Hintergründen, Sinnhaftigkeiten und Wirkungszusammenhängen aus dem Blick verloren, ausgekuppelt. Nicht ohne durchsichtigen Grund. Denn bislang unverarbeitet abgespaltene Schuldgefühle, Mittäterschaften, blinde Hörigkeiten, Lüge, Verrat, Missbrauch und damit Gewalttätigkeiten aller Art spuken – tiefer betrachtet – auch heute noch aus lang vergangenen Zeiten durch unseren ‚normalen‘ Alltagstrott. Kaum bemerkt setzen diese uns in einem ewigen Leerlauf des (post-)modernen ‚Alles geht‘ und anderen politisch korrekt demonstrierten Gleichgültigkeiten, Floskeln und (leeren) Idealen fest, indem sie in den gewohnten Kurzschlüssen unbewusst nach etwas ungebrochen Ganzem, Vollkommenem, Heilem gieren, das durch Ausschluss jeden Widerparts - wie verhext - gestaltlos, illusionär und starr wird. Alles ist zugleich Nichts und so unmöglich ins Leben zu setzen, während die geheimen Verheißungen, unsere zur (Sehn-)Sucht erblindeten Sehnsüchte, nicht aufgegeben werden können. In der vielzitierten Bildinflation etwa steckt eine seltsam klebrige Liebe zu diesem Nihilismus, an der wir nicht rütteln wollen und den wir stolz zu einer vermeintlichen Errungenschaft im Kampf gegen Totalitarismen und Unmenschlichkeit, zu Offenheit, Toleranz und Vielfalt zu drehen wissen. Umgekehrt steckt in unserem (Kultur-)Stolz zugleich eine geheime Last und Klage, die auf aufgegebene Entwicklungen und Verarbeitungsprozesse verwiesen und eher verpönt bis schräg auf Ausdruck drängen. So kippen wir zwischen beiden Seiten immer wieder konsequenzlos Hin und Her, geben weitergehende Auseinandersetzungen irgendwann abgeklärt auf oder führen ohne Ende feurige, aber einseitige Kämpfe entweder für eine totale Offenheit ohne Vorgaben oder aber ein klares Regelwerk mit bindenden Leitlinien. Mutikulti oder Leitkultur? Dazwischen bewegt sich wenig und fehlen uns die Worte. Scheren aller Art tun sich auf: Zwischen oben – unten, Macht – Ohnmacht, reich – arm etc..
Auf den zweiten Blick bergen derart verführerische Kultivierungsleistungen also eine kollektive Betonierung und Kontrolle unserer Entwicklungshoffnungen durch eine insgeheime Wahrung von einst Erlittenem und Verschuldetem in unbewussten Wiederholungszwängen und der Abwehr der belastenden Hintergründe damals wie heute: Offene Diktaturen setzen sich gegen alle gute Absicht in unbewussten Diktaten fort und damit zumeist fraglos durch. Im Anerkannten, Etablierten, Erstrebten stecken oft kaum mehr erlebte Abgründe, die im Dienst ihrer unbewussten Dynamik über Zugehörigkeit oder Ausstoß wachen und dann nach Legitimation verlangen.
Paradox führt uns die ewig fortgesetzte Weigerung, an diesen Zusammenhängen und Inhalten zu rücken und sie entschieden zu verrücken auf Abwege, die uns erst richtig verrückt, haltlos, realitätsfremd, verführbar und destruktiv machen: Lieber verlagern wir unsere Probleme – so wir irgendein Leiden an Etwas überhaupt noch eingestehen – nach altbekannt agiertem Muster auf Feinde im ‚Außen‘ und andere festgezurrte ‚Ursachen‘ und stellen so das ‚Eigentliche‘ unserer Not fest, das es zu bekämpfen gilt. Mit wenig Erfolg. Dann beschwören wir gegen einen möglicherweise drohenden Zerfall von Welt und Gesellschaft in allerlei Vereinigungen und Auftritten wieder unsere Ideale, unsere Rechtsstaatlichkeit, kulturellen Traditionen und Wurzeln in der Aufklärung, sowie unser gefährdetes Gutmenschentum und seine Fortschrittlichkeit im Prozess der Zivilisation, und merken gar nicht, wie weit Ideal und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Weniger noch wollen wir sehen, wie sehr wir selber herstellen, was wir zu bekämpfen meinen, und jede so provozierte Gegenwehr von Seiten der ausgemachten ‚Feinde‘ zur Bestätigung unserer Zurechtmachungen drehen. Selbsttäuschung und Heuchelei gehen kaum trennbar ineinander über. Ein Teufelskreis, der insgeheim immer neue Leiden und Klagen hervorruft und diese gar noch steigert. Oder eine selbstgerecht verkehrte Welt, die uns aber (noch) zusammen hält und bei aller allgemeinen Verunsicherung irgendwie ihre Ersatzbefriedigungen und Nebenschauplätze gefunden hat. Gerade erst führte uns die sogenannte ‚Finanzkrise‘ mitsamt ihren kurzsichtigen Behandlungsversuchen ohne umfassendes Konzept und entschiedene Methode diese maß- und gewissenlosen Auswüchse moderner Kultur symptomatisch vor. Das weist auf eine tiefgreifende Kulturkrise hin. Zaghaft kommen darin Stimmen auf, die auf ein neues Denken hoffen, um das bislang Unerklärliche dieser, unserer Wirklichkeit zu klären. Nur wie?
Wiederum zugleich drängt das Verdrängte im Gegenzug also über die unbewusste (Re-)Inszenierung hinaus auf bewusste Wiederkehr, (langjährige) Behandlung und tatsächliche Heilung (durch Märchen). Eine diffuse Sehnsucht nach einer Kulturrevolte reift so heran, die dem gleichgültigen Wegschauen ein Ende bereitet und ihre Versprechen wirklich hält, und sucht nach neuen Ansätzen und konkreten Gestaltungsmöglichkeiten.
All diese widerstrebenden Tendenzen verspüren wir zunehmend. Mit ungeahnten, ja explosiblen Konsequenzen quer durch alle Lebensbereiche, von denen wir alle zu erzählen wissen: In den Medien, dem Bildungssektor, im Arbeitsleben, in Familien und intimen Beziehungen, im Gesundheitswesen, der Politik, im komplexen Geschehen der (entfesselten) Märkte, in der Kunst und nicht zuletzt im Bereich der Rationalisierungsmaschinerie Wissenschaft. Auch in eigenen Reihen.
Hierin liegt die Geburtsstunde von psych world. Mehr und mehr hat sich über die Jahre gezeigt, wie sehr auch morphologisch arbeitende Einrichtungen von eben diesen Mustern angeeignet worden sind, ohne dass diese gesehen und die psychologisch unumgänglichen Prozesse des Umbildens in Angriff genommen werden wollen. Damit bekommt ihr entlang der Mechanismen des Auskuppelns ohnehin zweifelhaft gewordener Ruf tatsächlich Rechtfertigung, wenn auch anders als gedacht. Dagegen möchte psych world die Psychologische Morphologie wieder als Wissenschaft in den Vordergrund rücken. Als eine Wissenschaft mit großen Potentialen zur Bewältigung der Probleme unserer Tage in Wirtschaft, Medien, den Märkten etc.. Denn jede Morphologie ist immer zugleich Kulturmorphologie und Leben in Angriff nehmen heißt gerade heute entschieden Hinsehen und (Be-)Handeln – konsequent anders. Dazu aber bedarf es einer gehörigen Portion Zivilcourage, die voller Leidenschaft und selbst Wut gegen den Strom zu schwimmen wagt, das unzeitgemäße Risiko und die Unvollkommenheit entschiedener Werke aushält und mit offenen Augen weitergeht. Daher ist die Supervision insbesondere komplexer Projekte durch Wilhelm SALBER bei psych world eine Selbstverständlichkeit.
Eine wissenschaftliche Fundierung und detaillierte Ausführung dieser hier grob umrissenen Verfasstheit unserer Gegenwartskultur findet sich in der Dissertation der Gründerin von psych world, Dr. phil. Claudia C. PÜTZ[i], die von Professor Dr. Wilhelm SALBER betreut wurde. „Was und Wem die Stunden schlagen“[ii] (ISBN 978-3-416-03259-9) stützt sich dabei auf eine empirische Untersuchung des Filmerlebens von „The Hours“ (USA 2002) und zeigt anhand der Märchen der Gebrüder GRIMM immer wieder konkrete Auswege aus dem bislang ungehobenen Drama unserer Zeit.
So ist es Zeit für eine neue Morphologische Bewegung, eine neue Generation von engagierten Psychologen, die sich im Kampf um unsere eigenartige, verrückte Seelenwirklichkeit, die sich sprichwörtlich wider Gold und Vernunft verhält und aus der aller Schöpfungs- wie Zerstörungsdrang des Menschen hervorgeht, den traurigen Verkehrungen und Stilllegungen dieses dramatischen Systems stellt, die gerade die gegenwärtige Kultur zeichnen. Es ist Zeit für einen mutigen Neuaufbruch gen Zukunft, der gleichsam entschieden wie beherzt aus dem süßen Dämmerschlaf des Auskuppelns erwacht, in die Niederungen menschlicher Existenzbedingungen hinab schreitet und an den Ungeheuerlichkeiten (er-)wächst und lebendig wird, die sich jenseits des zwanghaft Verkürzten, Geglätteten, glanzvoll Zurechtgemachten, Aufgeblasenen, aber auch Überdramatisierten zeigen. Und es ist Zeit für ein deutliches Zeichen nach außen, dass die Psychologische Morphologie als Wissenschaft auch anders kann, als sich in sektiererischen Vereinigungen gegen eben diese Wirklichkeit und unser schwieriges kulturelles Erbe, in das wir alle kaum bemerkt verwickelt sind, abzuschließen und mit schönen, marktgerechten Worten ohne Inhalt und gelebte Konsequenz insgeheim (all-)macht(s)voll zu reproduzieren, wogegen sie selbst antritt. Selbst die gängige Forderung nach Objektivität von Wissenschaft und Forschung entlarvt sich hier als illusionäres Produkt des Auskuppelns und seiner unbewussten Diktate, welche sich dem Austausch über tiefere Beweggründe entziehen (wollen).
Dann wird es höchste Zeit, die Spaltungskonstruktionen dieser tief verwundeten Kultur 2010, die sich unbändig ausbreiten und gegen die kaum ein Kraut mehr gewachsen zu sein scheint, methodisch anzupacken, von Fall zu Fall zu analysieren, Morphologisch zu rekonstruieren und dem bislang Ungehobenen, fassungslos Gewordenen, durch alle Härten hindurch wieder Fassung, Bild und Worte zu geben, um gemeinsam neue Visionen zu gestalten, die unsere Produkte und Produktionen im weitesten Sinn nachhaltig Früchte tragen lassen. Nur wer hier mitgeht und das Ganze durchmacht, wer den insgeheim wütenden Zwängen, Süchten, Täuschungen, Verschiebungen, Verdrehungen etc. mit allen Sinnen zu begegnen, sie zu verrücken und zu brechen beginnt, sowie die einsetzende Abwehr von Seiten des Gewohnten, Liebgewonnen, ja Ehrvollen zu ertragen lernt, der wird diese neuen Früchte ernten, sie in die Welt tragen, mit- und weitergestalten und schließlich wieder umgestalten können. Darin liegen die psychologischen Bedingungen von Freiheit.
So beschwerlich dieser (Morphologische) Weg ins Offene einer lebendigen Verwandlungswirklichkeit, einer Kultur des Hinsehens, ins Werk zu setzen sein wird, auf dem Kultur- und Selbstkritik untrennbar und nicht selten brutal einhergehen, so lohnend wird es sein, ihn in Angriff zu nehmen. Es ist an uns, diese Welt wieder zu bewegen, sie zu verzaubern und die Wirklichkeit so zu sehen und zu l(i)eben, wie sie wirklich ist.
Wagen auch Sie einen neuen, konsequent anders bewegten (Ein-)Blick!
[i] Claudia C. Pütz, Jahrgang 1968, studierte nach mehrjährigen Studienaufenthalten in Verona (Italien), sowie gleich nach der Wiedervereinigung in Leipzig, an der Universität zu Köln Psychologie, Pädagogik, Soziologie und Philosophie. Abschlüsse: Magister und Promotion in Psychologie, Diplom in Pädagogik. Weiterbildung zur ‚Analytischen Intensivberaterin‘ (WGI/FAMI). Seit zehn Jahren im Bereich Morphologischer Markt-, Medien- und Kulturforschung tätig.
[ii] Klappentext: Wir leben in einer offenen Gesellschaft und zollen jedem Streben nach Demokratie und Freiheit, nach Einigkeit, Gerechtigkeit, Fortschritt oder aber Mündigkeit großen Respekt. Doch nur in dem Dornröschenschlaf, in den wir uns unbewusst versetzt haben, mögen diese stolzen Ideale heute als ‚wahr‘ und erreicht gelten. Denn zugleich und äußerst machtvoll brodeln grenzenlose Gier, Selbstsucht, Gewalt und Missbrauch – Relikte überwunden geglaubter Zeiten – in uns und streben unerbittlich nach Ausdruck. Selbst oder gerade dort, wo die Sorge um das Wohl der Menschheit im Vordergrund steht, machen sich kaum bemerkt Lügen, Verrat und leere Korrektheitsdemonstrationen breit. Nicht allein die sogenannte ‚Finanzkrise‘ zeigt deutlich: Wir leben in einer verkehrten Welt.
Nur eine konkrete Kulturpsychologie bringt da Einsichten. Nur von Alltagsprozessen, Filmerleben, Fußballbegeisterungen etc. aus wird das Ganze einer Kultur und ihrer Entwicklungen empirisch faßbar. Hier wird eine Schritt-um-Schritt-Analyse des Erlebensverlaufs beim Film „The Hours“ zu einem psychologischen Ansatz, die Dynamik unserer Gegenwartskultur darzustellen und die eigenen Verwickeltheiten in dieses Drama der Zeit am Schopf zu packen. Kulturkritik und Selbstkritik gehen einher. Ihrem Verstummen will dieses Buch entgegentreten.